Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr aus Rom
Als Weihnachtsgruß sende ich dieses Jahr ein eher unbekanntes Fresko, dass die Anbetung der Hirten zeigt. Unbekannt, obwohl sich wenige Schritte entfernt von ihm ständig viele Touristen versammeln. Ich möchte Sie in die Capella Marciac führen, die fünfte Kapelle rechts in der Kirche der Santissima Trinità dei Monti an der Spitze der weltberühmten Spanischen Treppe.
Die Kirche wurde ab 1495 im Auftrag von König Ludwig XII von Frankreich erbaut. Wie in vielen römischen Kirchen wurden jedoch die Seitenkapelle an reiche Familien verkauft, die darin ihre Grablegen einrichteten.

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Capella Marciac
Die Kapelle war schon ab Baubeginn der Geburt Christi geweiht. Nach dem Sacco di Roma, bei dem das Gotteshaus beschädigt wurde stiftete Kardinal Pierre Marciac aus Besançon Geld für die Restaurierung und lies sich zusichern, dass in der Kapelle jedes Jahr zu Weihnachten und zu seinem zukünftigen Todestag eine Messe für ihn gelesen wird. In seinem Testament bestimmte er schließlich die Kapelle zu seiner Grabstelle und vermachte dem Konvent dafür 3000 Scudi und sein Wohnhaus in Rom. Doch erst ein paar Jahre später wurde die Kapelle mit Fresken ausgestattet. Zwischen einer illusionistisch gemalten Architektur aus wertvollen Säulen sieht man an den Seitenwänden die Anbetung durch die Weisen aus dem Morgenland und die Beschneidung Christi. Das zentrale Altarbild wird von Petrus und Paulus und dem knienden Stifter Kardinal Marciac eingerahmt.
Die Anbetung der Hirten
Das Bild zeigt das neugeborene, nackte Kind auf dem Boden liegen. Links Maria und Josef. Rechts drei Hirten die sich erstaunt über das kleine Etwas beugen.

Darüber schweben die Engel. Alles scheint sich in einer antiken Ruine ohne Dach abzuspielen. Im Zentrum des Bildes gibt ein steinerner Fensterrahmen den Blick auf eine Hügellandschaft frei. Doch das Außerordentliche ist die Behandlung des Lichts. Die einzige und dafür umso stärkere Lichtquelle ist das Christuskind selbst. Das Kind strahlt und beleuchtet die Gesichter der Anwesenden. Die Lichtstrahlen treffen sogar noch die Apostel außerhalb des eigentlichen Bilds. Der Künstler illustriert eindrucksvoll und im Stil völlig neu den geborenen Christus als Licht in dunkler Nacht.
Wer der Künstler war ist bis heute nicht geklärt. Kandidaten sind der Kalabrese Pietro Negroni aus dem Umfeld des Polidoro di Caravaggio oder der von Raffael inspirierte Toskaner Michele Alberti. Genannt wird auch Guillaume Bonoyseau aus Lyon.
Wenn Sie in Rom die Spanische Treppe besuchen, gehen Sie doch die Stufen ganz nach oben und schauen Sie in die meist geöffnete Kirche hinein. Außer in der Capella Marciac finden Sie noch zahlreiche weitere bedeutende Kunstwerke unter anderem der Gebrüder Zuccari, des Perin del Vaga und des Michelangelovertrauten Daniele di Volterra.
Quellen: Roma Sacra, 6. Itinerario, Elio de Rosa 1995; Patrizia Tosini, Un mistero risolto: il “Maestro della cappella Marciac” a Trinità dei Monti; Trinità dei Monti auf der Tourismusseite von Rom
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